Am 9. November 2025 um 16 Uhr lud die Initiative „Bad Freienwalde ist bunt“ zum dritten Stolperstein-Rundgang durch die Stadt ein, um an die Opfer der Novemberpogrome von 1938 zu erinnern. Zum ersten Mal wirkten dabei Schülerinnen und Schüler aus dem 12. Jahrgang des Gymnasiums „Bertolt Brecht“ in Bad Freienwalde und der Jugendakademie der Oberbarnim-Schulen in Eberswalde aktiv an der Gestaltung des Programms mit.
Nach einer musikalischen Eröffnung durch das Quartett à nett führte der Rundgang vom Marktplatz über mehrere Stolpersteine bis zur ehemaligen Synagoge in der Fischerstraße. An den Stationen wurden Texte, Reden und Zitate vorgetragen, Stolpersteine gereinigt und Rosen niedergelegt – stille Zeichen gegen das Vergessen. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, darunter viele Familien mit Kindern, nahmen teil und setzten gemeinsam ein sichtbares Zeichen für Mitmenschlichkeit und Verantwortung.
Die inhaltlichen Beiträge der Jugendlichen gaben dem Gedenken Tiefe und Struktur: Eröffnet wurde das Gedenken mit einer Rede über die Wannsee-Konferenz und die menschenverachtende Bürokratie der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik. Anschließend folgte ein stilles Gedenken beim ersten Stolperstein, bevor eine Rede zum historischen Kontext die Geschichte der jüdischen Gemeinde Bad Freienwaldes und die Zerstörung der Synagoge in der Pogromnacht von 1938 in den Mittelpunkt stellte. Ein weiterer Schülerbeitrag erläuterte das Konzept der Stolpersteine und würdigte die Menschen, deren Namen an diesem Tag verlesen wurden – eine leise, aber eindrucksvolle kollektive Form des Erinnerns.
Den abschließenden Redebeitrag mit Gegenwartsbezug hielt die Initiative „Bad Freienwalde ist bunt“. Er machte deutlich, dass Antisemitismus auch heute existiert – in Worten, Symbolen und Taten – und dass es unsere gemeinsame Aufgabe bleibt, Haltung zu zeigen: „Antisemitismus darf nicht unwidersprochen bleiben, ganz egal, ob er sich online oder offline zeigt. […] Hoffnung steigt auf, wenn sich viele Menschen zusammentun und mit all ihrer Individualität für ein gemeinsames Ziel einstehen: Menschenwürde für alle.“
Das Gedenken endete am Mahnmal der ehemaligen Synagoge und mündete in die Veranstaltung der Kirchengemeinde St. Nikolai und der Stadt Bad Freienwalde zum 9. November. Dort folgten Reden des Pfarrers, eines örtlichen Historikers zur jüdischen Gemeinde und des Bürgermeisters. Kerzen wurden entzündet, Blumen und Steine des Gedenkens niedergelegt.
Das Bild vieler junger Menschen, Familien und Kinder, die gemeinsam innehielten, prägte diesen Abend besonders. Die Initiative „Bad Freienwalde ist bunt“ würdigte das Engagement aller Mitwirkenden: „Es macht Mut zu sehen, dass Jugendliche aus Bad Freienwalde und Eberswalde sowie viele Bürgerinnen und Bürgern der Stadt gemeinsam Haltung zeigen – für Erinnerung, Mitgefühl und Zivilcourage. Sie geben der Geschichte eine Stimme und tragen Verantwortung für die Zukunft.“





















